Landtagswahl 2024

Fr, 8.3.2024
Plenarsaal

Für bessere Rahmenbedingungen des Planens und Bauens haben wir fünf Punkte vorgelegt und fordern vom 8. Landtag Brandenburg folgende Beschlüsse:

1. Die Brandenburgische Bauordnung den Erfordernissen des wirtschaftlichen und nachhaltigen Planens und Bauens anpassen und zukunftsfest machen. 

Das Baurecht der Bundesländer, hier die BbgBO, ist traditionell auf den Neubau von Gebäuden ausgerichtet. Die Anforderungen an das Bauwesen haben sich jedoch dramatisch verändert. Dem Bau- und Siedlungswesen steht eine Bauwende bevor, insbesondere wird der Umbau, die Erweiterung und Verdichtung unseres Bauwerksbestandes immer wichtiger für Architekt:innen und Ingenieur:innen. 

Die derzeitigen Landesbauordnungen schränken viele Möglichkeiten des nachhaltigen Planens und Bauens im Bestand ein und erzeugen Planungs- und Baukosten ohne Wert. Daher empfehlen wir dringend, die von der Bundesarchitektenkammer erarbeiten Änderungsvorschläge auch in die BbgBO ganz oder zumindest teilweise aufzunehmen 

Vorschlag zur Änderung der Musterbauordnung (MBO), BAK 

Bauen im Bestand erleichtern: BAK legt Muster-Umbauordnung vor, Bericht im DAB 

 

2. Ein Gebäudetyps E für mehr Freiheit beim Planen und Bauen

Das ganze Bau- und Siedlungswesen strotzt vor überbordender Bürokratie. Diese kostet nicht nur Nachhaltigkeit und Kreativität, sondern auch viel Geld ohne tatsächliche Leistung. Alle Versuche zum Bürokratieabbau im Bauwesen sind bisher gescheitert. Damit will sich die Architektenschaft nicht einfach abfinden, sondern sucht Wege dieses Dilemma zu durchbrechen. Daher schlagen wir die Einführung eines „Gebäudetyps E“ in die BbgBO vor. Dabei geht es um einen Paradigmenwechsel bei der Sicherung der Schutzziele der Landesbauordnungen. 

Bisher galten diese Ziele wie Brandschutz, Energieeinsparung, Standsicherheit, etc. als erreicht, wenn man zahllose technische Baubestimmungen und Normen, die teils auch noch widersprüchlich und im Bestand nur unter größtem Aufwand umsetzbar sind, einhält oder eine Zulassung im Einzelfall mit einem enormen Genehmigungsaufwand erwirkt. Kein Arzt bekommt bei der Operation einen Prüfarzt zur Seite gestellt oder muss die OP bei einem Amt nachweisen, sondern er oder sie handelt in eigener Verantwortung mit der erworbenen Erfahrung und Ausbildung, auch in Zusammenarbeit mit anderen mitbehandelnden Ärzten. Ebenso könnten entsprechend qualifizierte Archtekt:innen gemeinsam mit fachkundigen Bauherren wie die öffentliche Hand, Wohnungsbaugesellschaften oder institutionelle Bauherren die Erreichung der grundlegenden Schutzziele der Bauordnungen entsprechend den tatsächlichen Erfordernissen freier vereinbaren.

Gebäudetyp-e- Eine Initiative der Bayerischen Architektenkammer: „e“ - wie einfach oder experimentell. Nachhaltige Häuser bezahlbar bauen

 
3. Kulturelle Bildung mit Bezug auf das Bau- und Siedlungswesen in den Schulen Brandenburgs verankern. 

Wir Menschen lernen in den ersten Lebensjahren und -jahrzehnten am schnellsten, und die meisten Fähigkeiten und Verhaltensweisen für unser gesamtes Leben. Unsere Bildung bestimmt die Kultur, die uns prägt und die wir mitgestalten. Aufgabe guter Bildung ist es gute Baukultur in ihrer Vielfalt zu entwickeln. Schule ist die einzige Bildungseinrichtung, in der Kinder und Jugendliche aller Bildungsschichten erreichbar sind. 

Die Wirksamkeit des Stadtentdecker-Projekts liegt in der Zusammenarbeit von Kommune, Schule und Architektenkammer, der Erfolg des Projekts in den Tandems aus Architekt:innen und Pädagog:innen in den Schulen. Gleichzeitig sind Partizipation und Identifikation der Kinder und Jugendlichen mit ihrem Ort Anliegen der Politik und Verwaltung zur Entwicklung lebendiger Städte und Dörfer und unserer liberalen Demokratie.

Das baukulturelle Bildungsprojekt Stadtentdecker muss daher nicht nur in den Schulen einen festen Platz erhalten, sondern auch Bestandteil der Kinder- und Jugendbeteiligung und der Stadtentwicklung in den Städte und Gemeinden werden. So kann dieses prämierte und bundesweit herausragende Baukulturprojekt eine wesentliche Rolle in der baukulturellen Entwicklung Brandenburgs spielen. 

Stadtentdecker-Werkstattbuch
 
 
4. Nachhaltig in Stadtentwicklungspolitik und Mobilität investieren

Innenentwicklung der Städte unterstützen und umwelt- und bürgerfreundliche Mobilität realisieren: Die urbanen Qualitäten brandenburgischer Städte und Dörfer wie auch der ruralen Qualitäten unserer europäischen Kulturlandschaft können nur durch Revitalisierung, Verdichtung, gute Baukultur und nachhaltige Mobilität lebenswert entwickelt werden. 

Entsprechende Landesprogramme für die kommunale Bauleitplanung und das Programmangebot der Städtebauförderung müssen die Innentwicklung unterstützen um die Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen. Hierzu ist eine Integration der Mobilitätsstrategie 2030 in die kommunale Bauleitplanungen sinnvoll und eine aktive Bodenpolitik in den Städten und Gemeinden notwendig.
 
 
5. Guter Baukultur in Brandenburg eine Heimat geben – mit einer Landesstiftung Baukultur gute Baukultur nachhaltig und sicher fördern

Werke guter Baukultur sind einzigartig. Gebäude, Bauwerke und unsere Kulturlandschaft sind das Ergebnis langer und individueller Planungs- und Entscheidungsprozesse für jeweils einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. An diesen Prozessen sind viele Menschen beteiligt. Gute Baukultur und der damit verbundene Anspruch bietet eine Qualitätssicherung für das Planen und Bauen, insbesondere für das Nachhaltige Planen und Bauen, die Denkmalpflege und die Bürgerbeteiligung.

Nach dem Auslaufen der Baukulturinitiative ist die Frage: wie weiter mit der Baukultur in Brandenburg, welche baukulturelle Strategie verfolgt das Land Brandenburg?
Die Brandenburgische Architektenkammer sieht in einer Landesstiftung Baukultur Brandenburg nach dem Vorbild der Bundesstiftung Baukultur den richtigen Weg, eine wirksame Förderung der Baukultur im ganzen Land zu gewährleisten und Aufgaben des Landes wie auch der Städte und Gemeinden in Sachen Baukultur zu übernehmen.

 

download:
Anschreiben an die Parteivorsitzenden der Landtagsfraktion